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Siemens-Ehrenhalle

Ein sehr schön gestaltetes Pentagramm findet sich in der Eingangshalle zum  Siemens-Verwaltungsgebäude am Nonnendamm, welche zwischen September 1910 und Ende 1913 errichtet wurde. Sie diente dem Konzern als Empfangs- und Veranstaltungshalle für wichtige Anlässe und wird deshalb auch „Ehrenhalle“ genannt.

Innen war die Halle ursprünglich nach dem Vorbild byzantinischer Kuppelkirchen gestaltet; ihre aufwändigen Glasfenster und ein durchgängig farbiger Mosaikfußboden wurden angefertigt nach Entwürfen des Hamburger Malers und Grafikers César Klein (1876-1954).

Mit der Ausführung der Glasfenster beauftragt war die berühmte Glas- und Mosaikwerkstatt Puhl & Wagner, deren Archiv in der Berlinischen Galerie einsehbar ist. Mit dem Mosaik des Fußbodens waren die italienischen Gebrüder Axerio beauftragt, deren Berliner Glas- und Mosaikwerkstatt um 1900 entstand und von der keine Dokumente mehr vorhanden sind.

Über diesen größten MarmorMosaikfußboden Deutschlands gibt es nur noch wenige Unterlagen, darunter ein Schreiben der SiemensAG vom Oktober 1913, in welchem Cesar Klein aufgefordert wird, "die Karten für den Marmormosaikfußboden im Ostvestibül mit Seitenteilen umgehend anzufertigen und Herrn Axerio auszuhändigen."

Zwischen 1943 und 1945 wurde das gesamte Gebäude schwer kriegsbeschädigt; die Ehrenhalle brannte aus und Teile des Gewölbes stürzten ein. Bei der Erneuerung der Ehrenhalle 1973-76 wurde das einstige Kuppelgewölbe abgerissen und Flachdecken eingezogen. Da der Mosaikfußboden den Brand weitgehend unbeschadet überstanden hatte, soll er unverändert  wieder hergestellt worden sein.

(Foto aus dem Privatbesitz der Autorin)
 
Von den zahlreichen Entwürfen, die Cesar Klein für das Mosaik gemacht haben muss, sind nur noch wenige im Nachlass erhalten und sie zeigen kein Pentagramm: 
Dr. Matthias Esche vom Freundeskreis Cesar Klein besitzt vier kleine Vorentwürfe des Fussboden- mosaiks (3x Gouache auf Karton und 1x Bleistift und Kreide auf Pergament), und die Familie Fey einen Werkkarton in verkleinertem Maßstab von 125 x 125.
Zwei dieser Entwürfe sind abgebildet in einem Buch von Rudolf Pfefferkorn über Cesar Klein (Berlin 1962, S. 96); diese Entwürfe wurden später abgeändert .

Das Archiv der SiemensAG wurde laut Firmenangabe 1945 von sowjetischen Truppen zerstört; daher sind im Siemensarchiv nur wenige Fotos von der Halle aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg vorhanden und kein einziges zeigt den damaligen Zustand des Mosaikbodens. (Seit 2016 befindet sich das Archiv - heute Siemens Historical Institute - nicht mehr in München, sondern wieder im Verwaltungsgebäude Berlin).

Die Ehrenhalle wurde erst 1994 zusammen mit dem Gebäude der Siemens-Hauptverwaltung unter Denkmalschutz gestellt.

Falls jemand etwas über die Rekonstruktion des Mosaiks in den 70er Jahren weiß oder alte Fotos hat, auf denen der Mittelgang (zwischen den beiden Pentagrammen) gut zu sehen ist, bitte ich darum, Kontakt mit mir aufzunehmen.

Weitere Informationen zu diesem Mosaik - u.a. zu einem lange übersehenen, rätselhaften Fehler bei seiner Wiederherstellung - können Sie nachlesen in der Ausgabe Nr.6 /2018 des Magazins Synesis  

(letze Bearbeitung: November 2018)